So fing es an...
Geprobt wurde in Rodheim. Der Keller eines Firmenhauses wurde bereits von Äpplerwahn genutzt. Selbstverstümmelt hatte diesen Raum seinerzeit an Land gezogen (Ende 1996/Anfang 1997) und uns (damals Äpplerwahn) mit in den Raum aufgenommen. Die Bands steckten viel Arbeit in diesen Raum. Es war ein herrlicher Proberaum, groß genug, um ein Drittel davon als Sitz-, Trink- und Abhängecke zu nutzen und die anderen zwei Drittel großzügig für das komplette Equipment von zwei Bands abzuteilen. Nachdem sich Selbstverstümmelt in ihrer Urbesetzung aufgelöst hatten, teilten wir uns die Räumlichkeiten bis Ende 2005 mit no better days (bzw. ab 2003 dann auch wieder mit Selbstverstümmelt, die ihr Comeback hatten).
In einigen Monaten hatten wir ein Programm von ca. 10 Liedern und hatten im Juni 2003 unser erstes Konzert als Vorgruppe von Frau Rauscher in einer Musikkneipe in Usingen. Zu diesem Zeitpunkt nannten wir uns noch „One Way Down", was wir aber zu negativ fanden und benannten uns kurz später schließlich in lifestrip um. Als später mehr Songs dazukamen, schmissen wir das Programm komplett über den Haufen und sortierten „alte" Songs aus. Diese Songs waren teilweise etwas zu punkig und monoton und wir versuchten, einen etwas anderen Weg einzuschlagen, andere Riffs und Arrangements auszuprobieren.
Unsere spätere Stilrichtung würde ich schlicht als Hardrock/Alternative/neuen Rock bezeichnen. Ich weiß, darunter kann man sich jetzt wahrscheinlich unheimlich vorstellen... Wir orientierten uns nicht direkt an irgendwelchen Bands, die wir mochten, sondern legten einfach drauf los und fanden unseren Stil. Bestimmt hat es unbewusst Einflüsse gegeben. Alle in der Band hörten gerne Hardrock-Klassiker der 70 er und 80er Jahre, Metal der späten 80er und 90er Jahre, „moderne" Sachen wie 3 doors down, Nickelback etc. Unsere Gitarren stimmten wir in den meisten Liedern auf D runter, es hörte sich schön kräftig an. Wir einigten uns auf englische Texte, die Schweitzer schrieb (überwiegend nachts, wenn andere schliefen...) und er hatte sich auch dem Gesang zugesprochen. Die Texte handelten meist von persönlichen Erfahrungen, Enttäuschungen oder Begegnungen mit irgendwelchen Idioten. Wir hatten anfangs davon abgesehen, einen Sänger zu suchen. Die ersten Songs übernahm Schweitzer komplett alleine. Später gingen wir dazu über, uns den Gesang aufzuteilen. Schweitzer übernahm die Strophen, ich die Bridges und Refrains. Teilweise habe ich dann auch Lieder alleine gesungen. Keiner von uns beiden besaß eine wirkliche Gesangsstimme, doch mit der Aufteilung des Gesangs ging es besser und wir fanden das Resultat sehr gut. Erst später kam der Gedanke auf, dass es doch besser wäre, uns einen Sänger zu suchen, um mehr Spielraum für die Gitarren zu haben. Wir wollten uns mehr auf die Gitarren konzentrieren und versuchen, Rhythmus und Lead Gitarre zu verbessern und dies konnten wir nur bewerkstelligen, indem wir den Gesang abgaben.

Eines Tages erzählte Schweitzer von einem Kumpel, den er in der Stammkneipe in Ober-Erlenbach kennengelernt hatte, der gesanglich sehr gut sei und seine kraftvolle und melodische Stimme mit unserem Stil gut zu kombinieren wäre. Also überlegte die Band und gab dem Ganzen einen Versuch, der auch funktionierte. Das war Ende 2005. Außer Schweitzer kannte ihn keiner der anderen Bandmitglieder. Es war gut, einen Sänger zu haben.
Im Endeffekt änderten wir die bestehenden Songs hinsichtlich der Arrangements nicht, was wir eigentlich einmal vorhatten. Stattdessen einigten wir uns darauf, nichts Neues in die bestehenden Songs hineinzupacken oder sie in irgendeiner Art abzuändern, sondern nach dem Motto „weniger ist mehr" vorzugehen. Wir spielen unsere Instrumente zwar alle gut, aber Überflieger sind wir einfach nicht. Um technische Meisterleistungen abzuliefern, davon war man doch weiter entfernt. Das sollte auch gar nicht sein. Ein solider Rhythmus, tragende Gitarren und ein guter Gesang - mehr braucht man einfach nicht.
Ende 2005 flatterte uns die Kündigung des Vermieters ins Haus, der die großzügige Kellerfläche anderweitig nutzen wollte. Also räumten wir im Februar 2006 unseren heiligen Proberaum - da ging schon ein Stück Geschichte dahin... Einige Dinge, wie z.B. eine braune Ledercouch vom Sperrmüll, die schon in KORRUPT-Zeiten ihre Dienste erwiesen hatte und so einiges mitgemacht hat, landete schließlich auf dem Bauhof. Klingt vielleicht komisch, aber wir konnten uns nur schwer von ihr trennen. Mit vereinten Kräften zogen wir also aus dem Raum aus und standen musikalisch sozusagen erstmal auf der Straße.
Wir begaben uns sofort auf die Suche nach einem neuen Raum und grasten so ziemlich alle Aussiedlerhöfe und Industriegebiete ab (überwiegend Schweitzer und Markus). Die Suche blieb jedoch vorerst erfolglos. Es tat sich dann doch eine Möglichkeit auf, und zwar der Proberaum von Frau Rauscher im Bunker in der Schmittstraße in Ffm. Sagen wir mal so: er hat seinen Zweck erfüllt, doch gewöhnt haben wir uns nicht wirklich an den Raum (trotzdem danke an Frau Rauscher)! Letztendlich fanden wir einen Raum im Industriegebiet in Friedrichsdorf. Dieser musste jedoch komplett hergerichtet werden, d.h. Isolieren, Dämmen bis hin zum Stromlegen. Der Raum war klein, aber fein. Das Equipment geschickt gestellt, hatte jeder sein Plätzchen. Etwas problematisch war die Hitze in dem Raum, aber was soll's....Hauptsache gut gedämmt. Fertig gestellt haben wir den Probraum im August 2006. Wir waren froh, endlich unseren eigenen Raum zu haben, keine Rücksicht auf andere nehmen zu müssen und unser eigenes Ding machen zu können. Der Raum in Rodheim war natürlich purer Luxus und mit der anderen Band gab es äußerst selten Überschneidungen oder Diskussionen. Ganz im Gegenteil: sich mit Selbstverstümmelt bzw. no better days einen Raum zu teilen, hat echt Spaß gemacht. Trotzdem war es jetzt absolut in Ordnung, einen neuen Raum nur für uns zu haben. Erschwinglich war er ja auch, was wohl nicht zu letzt auch an der Größe lag!
Nachdem wir unsere Songs mit Flavio geprobt hatten und wir somit ein festes Programm mit Sänger hatten, spielten wir zwei Konzerte mit ihm (Brunnenfest Oberursel im Juni 2006 und Rock beim Raab im Juli 2006). Von da an sollte es an neue Songs gehen und vor allem auch mehr Liveauftritte gespielt werden. Texte hatte Schweitzer schon einige in der Tasche, Ideen für Riffs gab es auch schon und wir freuten uns, was Neues zu machen.
Der zeitliche Aspekt machte uns hin und wieder leider einen Strich durch die Rechnung und die Regelmäßigkeit der Proben war nicht immer vorhanden. Manchmal gab es auch die eine oder andere Meinungsverschiedenheit oder Ärgernis über einen anderen. Markus war mit dem Bau seines Hauses beschäftigt, das ihn viel Schweiß und Nerven kostete. Das Proben war dann manchmal eine zusätzliche Belastung. So gingen einmal die Pferde mit ihm durch, als wir wegen eines Songparts am Diskutieren waren und er wie aus dem Nichts seine Stöcke quer durch den Proberaum feuerte, anschließend noch sein Schlagzeug durch die Gegend trat und den Raum ohne große Worte verließ. Man raufte sich aber wieder schnell zusammen und konnte später auch darüber schmunzeln. Es ging halt ein bisschen zu langsam voran, der eine wollte schnell wieder auftreten, der andere war der Meinung, wir sollten erst mal ein bisschen was aufnehmen. Manchmal schraubten wir wirklich zu lange an einzelnen Liedern herum. Durch ausfallende Proben saßen manche Lieder nicht richtig. Ich denke aber, dass es von dem Moment an, als Flavio mit in die Band kam, einfacher gewesen wäre, neue Songs zu schreiben. Schweitzer und ich hätten uns nicht mehr dem Gesang und dafür mehr den Gitarren widmen können.
Schweitzer rief mich eines Sonntags an und sagte, er sei am Vortag bei einer Band in Orschel gewesen. Dort habe er einen alten Bekannten getroffen, mit dem wir damals als Schüler schon auf England-Fahrt gewesen sind. Wir hatten ihn beide eine ganze Weile nicht gesehen. Auf jeden Fall stellte sich heraus, dass er mittlerweile mit Veranstaltungstechnik und Musikaufnahmen zu tun hat. Er bot uns schließlich an, mal eine schöne Aufnahme mit uns zu machen. Ich war sofort dafür und wir wollten es auf jeden Fall bald angehen.
Nach den Proben sind wir öfter noch ein Bierchen trinken gegangen. Einmal probten wir ohne Markus, da er auf Messebau war. Ohne Schlagzeug ist es ja meist nicht so berauschend, also zockten wir nur ein bisschen rum und wollten an diesem Abend auch wieder ein Bierchen trinken gehen. Wir landeten in einer F'dorfer Kneipe. Außer uns und dem Wirt war kaum jemand da. Es war unter der Woche, also wollten wir einen kleinen Absacker trinken. Der Abend wurde zunehmend lustiger, je mehr Pils wir tranken. Irgendwann hatten wir wohl ganz vergessen, dass wir am nächsten Tag arbeiten mussten, oder wollten es verdrängen. Plötzlich sagte Schweitzer so ungefähr: „Jungs, was habt ihr denn noch an Geld dabei? Alles auf den Tisch". Es kamen dann so ungefähr zw. 80 € zusammen. Die gaben wir dem Wirt und sagten ihm, dass er uns Bescheid geben solle, wenn die Kohle aufgebraucht ist. Es war irgendwann bereits 1.30 Uhr geworden, die Kohle war weg und wir beschlossen, den Abend doch so langsam mal ausklingen zu lassen. Das war der kleine Absacker...!

Dann kam der Tag, der alles veränderte.
Nach dem 15. Oktober 2006 war niemand in der Lage, überhaupt nur einen Gedanken an die Musik und die Band zu verschwenden. Es dauerte, bis wir unsere Gedanken irgendwie etwas sortiert bekamen und darüber nachdenken konnten, wie und ob es überhaupt mit lifestrip weitergehen soll/kann. Wir fassten den Entschluss (den mancher vielleicht nicht nachvollziehen kann), nicht mehr unter dem Namen lifestrip weiterzumachen. lifestrip ohne Schweitzer kann einfach nicht mehr lifestrip sein. Es herrschte erstmal Funkstille. Wir trafen uns zwar ein paar Mal, hockten blöd rum und versuchten, das alles zu verstehen, zu mehr waren wir aber nicht im Stande. Wir alle hatten sehr damit zu kämpfen. Meine Gitarre lag etliche Wochen im Koffer und mir war die Lust und die Motivation vergangen. Die Gedanken drehten sich nur noch um ihn und man wollte es nicht wahrhaben. Irgendwie ist mit ihm auch ein Teil von einem selbst gegangen, irgendwie ein Stück herausgebrochen.
Es lief ebenfalls darauf hinaus, dass wir fortan nur noch zu dritt waren: Sven, Markus und ich. Die Umstände brachten es mit sich, dass sich die Wege trennten und wir fortan ohne Flavio dastanden. Man kann hier niemanden die Schuld zuweisen. Wahrscheinlich kannten wir uns einfach noch zu wenig und man wusste nicht, wie man dem anderen - gerade in einer solchen Situation - gegenüber treten sollte. Wir hatten uns mehr oder weniger gerade erst kennengelernt und dann kam ein so schrecklicher Einschnitt. Natürlich waren wir eine Band, aber wie es so ist, braucht es doch seine Zeit, die Stärken und Schwächen des anderen zu kennen. Vermutlich hätte es einfach noch ein wenig mehr Zeit gebraucht. Ich sehe Flavio als festen Bestandteil der Band, aber die Zeit, die wir mit lifestrip verbracht haben, war einfach zu kurz. Ich statte Flavio hin und wieder einen Besuch in seiner Kneipe ab, wir trinken ein Bierchen und plaudern dann auch jedes Mal über die Musik, was wir gerade so machen und warum es eigentlich so gekommen ist, dass sich die musikalischen Wege trennten.
Sven, Markus und ich treffen uns nach wie vor, um ein paar Coversongs zu rocken und haben mittlerweile auch wieder den einen oder anderen lifestrip Song in unser bescheidenes Programm aufgenommen. Sagen wir mal, es ist eine Art Stammtisch mit Rockmusik-Untermahlung. Es ist natürlich nicht leicht, zu dritt Songs zu spielen, Spaß macht es aber trotzdem, zusammen ein wenig zu zocken.
Es kommen oft Erinnerungen hoch, wie Schweitzer war, seine Gestiken, sein Ausdruck, über was wir zusammen gelacht oder auch diskutiert haben. Persönliche Erinnerungen an die gemeinsame Schulzeit, unsere gemeinsamen Fahrten nach England als Schüler, die Zeit beim FSV, gemeinsame Abende in Kneipen und auf der Rackwitz, Parties mit Kumpels sowie Konzerte von AC/DC, Deep Purple oder Nickelback und haufenweise Konzerte von Bands aus dem Umkreis. Ganz klar zu erwähnen ist die sehr prägende und unvergessliche Zeit in der Villa Kunterbunt, wie und auch in der Kneipe in Ober-Erlenbach.
Im Proberaum haben wir so gut wie nichts verändert. Schweitzers Peavey Triple X (mit der von nackten Frauen verzierten Metallblende, die er übrigens mal gezählt hat...!) steht noch an seinem Platz. Das ruft manchmal ein merkwürdiges und denkwürdiges Gefühl in einem hervor. Ich erinnere mich, als wir uns das erste Mal ohne Schweitzer wieder im Proberaum getroffen haben. Es war irgendwie still...wir schauten uns an und Sven sagte: „vielleicht kommt er ja noch". Er ist und wird immer ein Teil von uns bleiben und deshalb gehört, so lange es den Proberaum und uns gibt, sein Amp auch genau dort hin, wo er ist.

Es gibt keine konkreten Pläne für die Zukunft, aber vielleicht hört man ja mal wieder was von uns... Sollte dies der Fall sein, erfährt man es mit Sicherheit auf dieser Seite.
www.freihausband.de
Auch wenn lifestrip nicht viele Auftritte hatte - jeder einzelne hat verdammt viel Spaß gemacht, früher, wie auch die letzten beiden Auftritte mit Flavio. Es hätten gerne noch viele viele weitere Auftritte sein dürfen...und wer weiß, wie sich alles entwickelt hätte.
Danke an unsere Partner und Freunde, die uns unterstützt haben, Kritik geübt haben, uns Tipps gaben und das eine oder andere Konzert besuchten. Ein ganz großer Dank geht natürlich an Schweitzer, ohne den es diese Band und diese schöne Zeit nie gegeben hätte.
Im Oktober 2009
Äpplerwahn
Ich glaube, es war 1996, als die Kneipe „Villa" in Köppern das Licht der Welt erblickte und sich alle stadtbekannten Leute dort versammelten, um an den Wochenenden literweise Äppler in sich hinein zu schütten. Aus diesem lustigen, feuchtfröhlichen Beisammensein entstand die Band Äpplerwahn. 1997 wurde die Band gegründet. Der Schlagzeuger spielte vorher bei Fehlgeleitet, die sich meine ich ungefähr um die gleiche Zeit wie KORRUPT auflösten. Alle Bandmitglieder kannten sich schon seit mehreren Jahren aus der Schulzeit und gemeinsamen Sauftouren an den Wochenenden. Mit Äpplerwahn gab es Auftritte auf dem Hugenottenmarkt in Köhlers Hof, Wehrheimer Schwimmbad, Gambi, JUZ Köppern, JUZ Ober-Erlenbach, Submarine in Oberursel. An dieser Stelle auch nochmals danke an die schöne Zeit mit den Jungs von Äpplerwahn. Die Band löste sich 2001 aufgrund unterschiedlicher Ansichten und Prioritäten auf. Die Freundschaft hält bis heute an, man sieht sich auf Parties, in Kneipen oder Straßenfesten und blickt gerne auf diese Zeit zurück.

Korrupt
Im Alter von 16/17 Jahren tat sich die Band KORRUPT auf. In der Bornschänke in Seulberg schmiedete man die ersten Pläne für eine Band. Es schlossen sich also ein paar Chaoten zusammen. Die Band gab es von 1994-1996 und wir hatten einige Auftritte in Jugendzentren, im Friedberger TAF, auf dem Hugenottenmarkt und an der Johann-Philipp-Reis Schule in Friedberg zusammen mit Tumor und Selbstverstümmelt.
Der Proberaum war auf Schweitzers Hof in einem ehemaligen Schweinestall. Wobei ich nicht weiß, wer mehr Dreck gemacht hat, die Schweine oder wir! Ein wunderbarer Raum zum Saufen, Video gucken und abrocken, in dem die eine oder andere Nacht zum Tag gemacht wurde.
Es gab dann irgendwann Differenzen zwischen dem Bassisten und uns. Dieser spielte parallel in einer anderen Band und wollte seine Einflüsse bei uns einbringen, was uns weniger gefiel und wir der Meinung waren, das würde nicht passen...und zack, war er weg. Das war der Anfang vom Ende. Als unser damaliger Schlagzeuger die Band dann ebenfalls verließ, hörten wir auf. Nichtsdestotrotz war die Zeit mit KORRUPT einfach genial.
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